Wacholderbüsche bei der Ruine Niederhaus OT Hürnheim (ND-06568)

Die Familie von Hürnheim - auch Hirnheim - ist ein altes schwäbisches Adelsgeschlecht. Als Edelfreie standen sie bereits im 13. Jahrhundert in engen Verbindungen zu den Staufern und gehörten später der schwäbischen und fränkischen Reichsritterschaft an. Namensgebender Stammsitz ist Hürnheim mit Burg Niederhaus, heute Teil der Gemeinde Ederheim. Sie verfügten als Edelfreie hier bereits vor 1273 über Patronatsrechte.
Ebenso wie die benachbarte Burg Hochhaus ging der Besitz 1585 an die Grafen von Oettingen über. Nachdem Hans Johann von Hürnheim, der letzte männliche Hürnheimer, gestorben war, erfolgte der Verkauf.

Lage: Von Nördlingen kommend fährt man auf der B466 in Richtung Neresheim. Bei der Ortschaft Ederheim biegt man auf die DON 1 ab und fährt über Hürnheim bis zur Burgruine Niederhaus.

GPS-Ortung: N: 48°47´29"; E: 10°30´04"; Höhe: 516 m ü. NN
Aufgenommen: März 2004
Eigentümer: Gmde. Ederheim-Hürnheim
Schutzstatus: Naturdenkmal - Steppenheide (ND-06568)

Ruine Niederhaus und Niederhauser Berg:
Die Wacholderheiden auf dem Höhenzug am Niederhauser Berg und um die Ruine Niederhaus am südlichen Riesrand, in der Gemeinde Ederheim, sind besonders mager und gut ausgeprägt. Prägende Strukturelemente sind neben den Wacholdern alte Weidbäume, in deren Schatten die Schafe in der Mittagshitze lagern. Am Niederhauser Berg sind mehrere Leitarten des Projektes zu finden, u.a. der kleine Heide-Grashüpfer, der Thymian-Ameisenbläuling, die Blauflügelige Ödlandschrecke und seltene Sandbienenarten. Floristisch sind die Berge und auch die Ruine ebenfalls interessant, z.B. mit Vorkommen von Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) und Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites).

Beschreibung:
Gelistet unter Biotop-Nr. 7228-0030 (Schafweide bei der Ruine Niederhaus): südexponiert, zum Teil mit steilem Hang.
Landkreisbedeutsame Flora: Berggamander. Fortsetzung auf Nachbar-TK unter Biotop-Nr. 7229/11
Faunistisch relevante Merkmale / Beobachtungen: Durch die südexponierte Lage und das große Ressourcenangebot (Felsen, verbuschte Teile) auf kleinem Raum ist potentiell mit einer sehr reichen Tierwelt zu rechnen. 1998 war die Heide noch viel stärker verbuscht

Analyse: ist durch die jahrhundertelange Wanderschäferei entstanden
Bedeutung: typisch für besonders steile Hänge auf Kalkgestein des Riesrandbereiches
Kulturlandschaftlicher Wert: hoch
Erhaltungszustand: sehr gut
Pflege: wegen Steilheit und Unwegsamkeit nur Verbrennung des Pflegeguts an Ort und Stelle möglich 2006 Nachpflege (Beseitigung aufkommender Schlehen und Rosen)

Magerrasen – Vielfalt auf kleinstem Raum
Magerrasen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas und sind daher von europaweiter Bedeutung. In den FFH-Gebieten (Fauna-Flora-Habitat-Gebieten) im LIFE+ Gebiet Heide-Allianz sind sie das prägende Landschaftselement.
Die kurzrasigen, artenreichen Pflanzenbestände kommen auf nährstoffarmen, trockenen Standorten am Riesrand und in der angrenzenden Alb vor. Sie sind durch jahrhundertelange, traditionelle Schafbeweidung entstanden. Noch heute hält die Hüteschäferei die oft steilen, unwegsamen und kargen Heideflächen offen. Kleinere Heideflächen sind über die Jahre aufgegeben worden und verbuscht.

Abwechlungsreiche Geologie – hohe Lebensraumvielfalt
Auf den Kalkmagerrasen finden wir bunt blühende Arten wie Tauben-Skabiose und den stark gefährdeten Österreichischen Ehrenpreis, eine besonders wertgebende Art der FFH-Gebiete am südlichen Riesrand und der angrenzenden Alb. Bereits von Weitem fallen die vom Wacholder geprägten Magerrasen auf, die auch als Wacholderheiden bezeichnet werden. Zur Weidepflege müssen Wacholder, Schlehen und andere Sträucher von Zeit zu Zeit entfernt werden.
Mit den Magerrasen eng verzahnt sind lückige Pionierrasen, landschaftsprägende Felsformationen oder auch Sandanrisse, welche z.B. für Wildbienen bedeutsam sind.

Hungerkünstler und Sonnenanbeter
Die Bewohner der kargen Standorte kommen mit Wassermangel, Nährstoffarmut, starker Sonneneinstrahlung und Hitze zurecht.
So erreicht die frühblühende Küchenschelle mit ihren bis zu 1,5 m tief reichenden Wurzeln auf den trockenen Standorten auch noch tiefliegende Wasserreserven. Zum Schutz vor Verdunstung ist fast die gesamte Pflanze mit einem langen, feinen Haarpelz besetzt.
Unter den Insekten gibt es auf den Trockenstandorten wahre Sonnenanbeter, wie die stark gefährdete Blauflügelige Ödlandschrecke. Zur Tarnung passt sie ihre Farbe der Umgebung an. Die prächtig blauen Hinterflügel zeigt sie nur, wenn sie auffliegt.

Geschichte: Die auf dem Bergrücken erbaute Burg Niederhaus ist wohl ins 12. Jh. zu datieren. Sie war die Stammburg der Edelfreien von Hürnheim. Stammvater der Linie Niederhaus war Hermann I. (gen. 1238-1275). Mit dem Tode von Hans-Johann 1585 erlosch die Linie Niederhaus-Hochaltingen im Mannesstamm, die Burg kam 1597 an das Haus Oettingen. Die Erbtochter des Hans-Johann, Cordula von Hürnheim, heiratete den Freiherrn Karl von Welden und verkaufte ihr "adelich schloß und guet Hürnheim, sonsten das Niederhaus genannt" an Graf Gottfried zu Oettingen-Oettingen. 1709 erwarb der Deutsche Orden die Burg, seit 1808 ist der bayerische Staat der Besitzer der heute noch imposanten Burgruine. Niederhaus war auch die Burg eines "Gefährten Konradins, des letzten Hohenstaufen", wie eine 1868 an einer Mauer angebrachte Gedenktafel verkündet: "Dem Andenken des Edelfreien von Hürnheim, der mit dem letzten Hohenstaufen Konradin am 29. Oktober 1268 zu Neapel enthauptet wurde".

Literaturhinweis:
Rüdel, G.: Juraheiden im Ries, DRK Bd. I, 1976, S.158-159.
Sponsel, Wilfried; Steger, Hartmut:
Vergangene Burgen und Herrensitze, Eine Spurensuche im Blickfeld des Rieses; Satz und Grafik Partner GmbH, Augsburg, 2004.
Schön, Kathrin:  Historische Kulturlandschaft im Nördlinger Ries - LfU-Bayern