"Ofnethöhlen" ST Holheim (ND-07089)
Lage: SW-Ries, Gemarkung Holheim/Nördlingen. Zufahrt von der B 466 (Nördlingen - Neresheim) Abzweigung Ederheim - Utzmemmingen in Richtung Utzmemmingen.
GPS-Ortung: N: 48°49´07"; E: 10°27'01" Höhe: 521m ü. NN
Aufgenommen: Juli 2004
Eigentümer:
Schutzstatus: Naturdenkmal - Höhlen (ND-07089); Geotop-Nummer:
779H001
Bewertung des
Geotops: Stand: Juni 2020
Bedeutung allgemein
geowissenschaftlich: gering bedeutend
Regionalgeologisch: überregional bedeutend
Öffentlich: besonderes wissenschaftl. Referenzobjekt
Erhaltungszustand: gering
beeinträchtigt
Geowissenschaftlicher Wert
Einstufung*: wertvoll
* mögliche
Einstufungen sind: geringwertig, bedeutend, wertvoll, besonders
wertvoll
Der Riegelberg mit dem Höhenzug „Himmelreich“, an der Grenze zu Baden-Württemberg steht unter Naturschutz und ist als Naturdenkmal deklariert. Das verdankt er zweierlei Besonderheiten, den botanischen Raritäten der Magerrasenflora und den Fundplätzen prähistorischen Lebens aus der Mittelsteinzeit und der Schädelbestattung aus der jüngeren Steinzeit in den Ofnet-Höhlen (Große Ofnet-Höhle: 17 m tief, Kleine Ofnet-Höhle: 9 m tief). Ofnet, Ofen, Backofen heißt in der süddeutschen Gebirgssprache „zerklüftete Felsen“.
Die parautochthone Scholle in verkarstetem Malm-Delta Massenkalk liegt am inneren Kraterrand. Sie beherbergt die Reste eines alten Karstsystems. Bei diesen Höhlenresten handelt es sich um hallenartige Hohlräume mit weitem Portal. An den Wänden findet man schwache Sinterbildung. Bekannt wurden die Ofnethöhlen durch archäologische Funde, u.a. rituelle Schädelbestattungen aus der Altsteinzeit.
Die Ofnethöhlen liegen zwischen innerem
und äußerem Kraterrand, innerhalb des Höhenzuges „Himmelreich“. Dieser wird von
einer Mega-Malmkalkscholle (ca. 1.75 x 0.75 km) aufgebaut, die aus bankigen
Kalksteinen des Malm delta und an ihrem südöstlichen Ende aus Riffkalken des
Malm delta – zeta besteht. Der Megablock, der zwischen dem inneren und äußeren
Kraterrand liegt (Megablockzone), ist teilweise intensiv zertrümmert
(brecciiert). Diese intensive Brecciierung wird auch als Mörteltextur
bezeichnet. Innerhalb der Riffkalke sind zwei Höhlen, die Große und die Kleine
Ofnethöhle zu besichtigen, von denen die Große Ofnethöhle durch zwei
Schädelfundstellen aus dem Mesolithikum (ca. 6000 v. Chr.) besondere Berühmtheit
erlangt hat.
An der südwestlichen Basis der Malmkalk-Scholle sind die
Ausgrabungen eines römischen Gutshofs zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin sind
linkerhand noch Teile einer Schliff-Fläche aufgeschlossen. Derartige Strukturen
entstehen beim Transport der Bunten Trümmermassen unter allseitigem Druck
während des Auswurfprozesses beim Einschlag. Unmittelbar nordöstlich des
Fuchsloches befinden sich zwei Aufschlüsse, von denen einer stillgelegt ist,
jedoch aufgrund der Einfriedung und wegen der steilen Abbruchkanten nicht
besichtigt werden kann. Der andere befindet sich noch im Abbau (Fa.
Endres).
Kurzbeschreibung
des Geotops:
Die parautochthone Scholle in verkarstetem Malm-Delta
Massenkalk liegt am inneren Kraterrand. Sie beherbergt die Reste eines alten
Karstsystems. Bei diesen Höhlenresten handelt es sich um hallenartige Hohlräume
mit weitem Portal. An den Wänden findet man schwache Sinterbildung. Bekannt
wurden die Ofnethöhlen durch archäologische Funde, u.a. rituelle
Schädelbestattungen aus der Altsteinzeit. Das Geotop wurde mit dem Gütesiegel
"Bayerns 100 schönste Geotope" ausgezeichnet und wird vor Ort mit einer
Infotafel erläutert.
Geologisch stellt der Riegelberg eine wenig geneigte Scholle am Riesrand dar, die aus gebankten Kalken und Massenkalken des weißen Juras besteht. Der Einschlag des Meteoriten hat hier zu keiner Veränderung der Gesteinslage geführt. Nur die Wirtschaftsweise des Menschen hat zur späteren Vegetationsarmut in diesem Bereich geführt und damit auch zur weiteren Verkarstung an der Oberfläche.
Die Höhlenarmut unseres Raumes machen die Ofnet - Grotten heute zu einem beliebten Ausflugsziel, so dass auch die Flora um die Höhlen in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Höhlen sind Ruhe- und Überwinterungsplatz für Fledermäuse. Leider ist bereits ein Rückgang des Bestands des Großen Mausohrs in der Großen Ofnethöhle zu verzeichnen. Grund: Störungen im Winterquartier an schönen Wintertagen.
Die Humusbildung auf dem Höhenzug beschränkt sich auf die durch Verwitterung und Verkarstung entstandenen Vertiefungen im Kalkgestein. Die Bodenkrume bleibt dünn und ist deshalb auch extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Vor dem Eingang zu den Offnethöhlen wachsen Schwarzer Holunder, Schöllkraut, Klebriges Labkraut, Löwenzahn und Brennessel.
Prähistorische
Funde:
Mehrere Ausgrabungen seit
1875 brachten Knochen und Zähne von Mammut, Nashorn, Wildpferd zu Tage,
zahlreiche vorgeschichtliche Funde wie Gefäßscherben, Feuersteinwerkzeuge,
Knochengeräte. Auch in der Römerzeit wurden die Höhlen als Kühl- und Lagerraum
verwendet.
Für Aufsehen sorgte der
Tübinger Forscher Robert Rudolf Schmidt, der die Ofnethöhlen 1901 und 1905,
1907 und 1908 untersuchte: Schmidt fand in der Großen Ofnet zwei Nester, in
denen 33 Menschenschädel lagen. Zehn von ihnen waren Frauenschädel, 19
Kinderschädel und vier Männerschädel. Alle Schädel waren nach Westen
ausgerichtet. Die Nester, in denen die Schädel lagen, waren
mit Rötel eingefärbt. Die weiblichen Schädel waren mit Schmuckbeigaben
versehen, darunter 215 Hirschzähne und 4250 Gehäuse von Schmuckschnecken. Alle
Beigaben waren durchbohrt und müssen ursprünglich zu Ketten oder Netzen
aufgefädelt gewesen sein.
Die
Radiokarbonmethode als Altersdatierung ergab eine zeitliche Einordnung in die
Mittelsteinzeit von etwa 13.000 bis 14.000 Jahren. Damals wurde das
Grabungsprofil in neun Kulturschichten aufgeteilt. Die Funde (Faustkeile.
Klingen, Tierknochen und Zähne, Feuersteinspitzen) sind Belege für das
prähistorische Leben von Menschen unseres Heimatraumes und reichen von der
Altsteinzeit bis zum Mesolithikum (Nacheiszeit). Sie gehören damit auch zu den
ältesten Zeugnissen für die Besiedlung Bayerns (4.000 Jahre währende Nutzung
durch Mensch und Tier).
Analyse:
war in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, in der Römerzeit als Kühl- und Lagerraum verwendet
Bedeutung: Kopfbestattungen überregionale Bedeutung, europaweit
bekannt
Kulturlandschaftlicher Wert: sehr hoch
Erhaltungszustand: wegen Tourismus Flora um Höhlen in Mitleidenschaft gezogen
Literaturhinweis:
Fischer R. und Rüdel, G.: Führung am Riegelberg - Ofnet bei
Utzmemmingen, DRK, Bd.II, 1978, S.165-172.
Frei, H.; Krahe, G.: Archäologische Wanderungen im
Ries, Schwaben Bd. 2, 1979.
Landesamt
für Umwelt (LfU), Bayern; Kartierung Pösges / Barfeld
200
Schön,
Kathrin: Historische Kulturlandschaft im Nördlinger Ries -
LfU-Bayern