2 Steinlinden an der Peterskapelle, OT Uttenstetten (ND-06576)
Hier ist uralter Siedlungsboden.
Menschen des Neolithikums haben im geheimnisvollen Peterwald ihre Spuren
hinterlassen. Tief im Gehölz wölben sich jahrtausendealte Grabhügel und an
anderer Stelle schirmte eine Wallanlage unbekannter Zeit die Höhensiedlung nach
Norden hin ab.
GPS-Ortung:
N: 48°59´53"; E: 10°26´19"; Höhe: 534 m ü. NN
Aufgenommen:
Juli 2003/ Oktober 2019
Eigentümer: Fürstl. Haus Oettingen Wallerstein
Schutzstatus: Naturdenkmal - Baum
(ND-06576)
Die beiden unterschiedlich alten Steinlinden (Phillyrea latifolia) beschützen die kleine Kapelle St. Peter und ein davor aufgerichtetes Feldkreuz. Der ältere der beiden Bäume mit Brusthöhenumfang (BHU-Wert) von 2,56 m und einem Alter von ca. 176 Jahren, weist einen erheblichen Schaden am Stamm auf. Fäulnis hat den Stamm durchbrochen und Öffnungen von einer Höhe von 2,50 m bzw. von 0,90 m geschaffen (siehe Bildreihe unten).Eine dringende Sanierung ist angeraten, will man den Fortbestand des Baumes sichern.
1733 wurde die Kapelle, nach Osten hin
ausgerichtet erbaut und dem Heiligen Petrus geweiht. Wegen der Vorlaube aus
Holz wurde sie im Volksmund auch „Peterhüttele“ genannt. Hier wurden auch Messen
gefeiert. Holzkreuze vor Kapellen haben lange Tradition. 1857 war das bei der
Peterskapelle aufgerichtete Kreuz umgefallen und verfault, 1858 wurde dann ein
neues Eichenkreuz aufgestellt. Im Jahre 1931 pilgerten noch viele Gläubige -
auch aus den Nachbarorten - hierher. Ahnten sie, welche Katastrophe das 3. Reich
und der Nationalsozialismus über unser Vaterland bringen sollte? Die Schrift
über dem Türbogen ist nicht mehr lesbar - sie lautete einst: „Kommt zu mir von
allen Orten, ich schließ euch auf die Himmelspforten“.
Nur noch selten
verirrt sich ein Beter zu der nördlich von Uttenstetten gelegenen Andachtsstätte
des heiligen Petrus. Der Altar barg einst die Holzfigur des Apostelfürsten
Petrus. Sie ist heute aus Sicherheitsgründen im Fürstenhaus aufbewahrt.
"Ich
weiß bei uns", so fabuliert Hermann Seufert, "einen wunderlich verträumten
Winkel, wo einem St. Peter die Tür zum Himmel aufsperrt. Für mich gibt es kein
stilleres, kein tröstenderes Plätzchen als droben am Bergwald über der Mauch bei
St. Peter." Es verwundert nicht, dass sich an diesem verschwiegenen Platz die
Liebespaare trafen und ihre Initialen in Bank und Türe ritzten.
"So selig duften die
Linden.//Droben am Berg beim Wald.//Mein Herz wird Ruhe finden,//Träume werden
Gestalt.//St. Peter in der Kapelle//Hebt segnend die Hand.//Des Himmels hohe
Helle//Sinkt auf Mauer und Wand.// Und leuchtend seh´ ich die Wälder
steh´n//Spüre ihr Atemwehn,//Süßes Sommerempfinden ...//So selig duften die
Linden//"
(Hermann Seufert)
Kulturlandschaftlicher Wert: hoch
Erhaltungszustand: gut, typisches Holzkreuz vorhanden, bildet mit Kapelle und
Steinlinden beachtenswertes Ensemble
Literaturhinweis:
Schön, Kathrin: Historische
Kulturlandschaft im Nördlinger Ries -
LfU-Bayern