Ehemalige Thinglinde (ND-06609)

Lage: Wenn man von der alten Reichstadt Nördlingen auf der „Romantischen Straße“ durch die Riesebene südöstlich gegen Harburg-Donauwörth fährt, sieht man halbrechts auf einem Vorsprung des „Schwäbischen Jura“ vor einer bewaldeten Hügelkette einen langgezogenen Kirchenbau mit einem schlanken Zwiebelturm. Er gehört zur ehemaligen Benediktinerabtei Mönchsdeggingen, dem ältesten Kloster im Ries. Zu Füßen der Klosteranlage schmiegt sich eng an den Hügel das Dorf Mönchsdeggingen, das sicher auf die Zeit der alemannischen Landnahme im 5. Jh. zurückgeht. Westlich vom Kloster liegt am steil abfallenden Hang die alte St. Georgskirche mit ihrem für das Ries charakteristischen Wehrturm, der in seinem Unterbau wohl noch aus dem 11. Jh. stammt. Etwa 60 m westlich dieser Kirche mit evangelischem Friedhof steht, von der Durchgangsstraße aus gut sichtbar, auf halber Höhe am Hang diese uralte Gerichtslinde (Thinglinde).

GPS-Ortung:       N: 48°46´27"; E: 010°34'48"; Höhe: 448m ü. NN
Aufgenommen:    April 2003
Eigentümer:         Evang. Kirche; verbürgtes Alter 1100 Jahre
Schutzstatus:       Naturdenkmal - Baum (ND-06609)

Die Thinglinde in Mönchsdeggingen ist nicht nur als Naturdenkmal im Landkreis Donau-Ries geführt, sie wird ab September 2006 wegen ihrer Einzigartigkeit  auch in der "Liste der National bedeutsamen Bäume" (LNBB) im Deutschen Baumarchiv www.deutschesbaumarchiv.de genannt.

Sanierungszustand: Etwa um 1800 brach ein mächtiger Ast der Linde am Stamm ab. Dabei blieb ein großes Loch im Stamm zurück, das ungeschützt blieb und dem Zerstörungswerk von Pilzen und Insekten freien Lauf ließ. Erst im 20. Jahrhundert konnten die weit fortgeschrittenen Aushöhlungen mit Ziegeln, Mörtel und Beton ausgefüllt werden. Eine umfangreiche, fachgerechte Baumsanierung konnte erst 1961 durchgeführt werden, als Herr F. J. Wiedemann, Pfarrmesner von Mönchsdeggingen und langjähriger Türmer in Nördlingen, es sich zur persönlichen Aufgabe machte, eigenes Erspartes und fremde Mittel zu sammeln, um dadurch das gesellschaftlich und geschichtlich bedeutsame Naturdenkmal zu erhalten. 

Kulturelle Bedeutung: Die alte Linde ist unverkennbar aufgrund ihres zweiteiligen Stammes. Ein Stämmling lehnt sich zur Rechten, einer zur Linken, so dass eine schräge V-förmige Gestalt entsteht. Das Alter der Linde wird nach Schätzungen auf über 1100 Jahre angenommen. Der Brusthöhenumfang (BHU-Wert) des Hauptstammes,   beträgt 4,72 m, in einem Meter über dem Boden erreicht die Linde  einen Brusthöhenumfang (BHU-Wert) von 9,88 Meter, die Höhe ist ca. 20 m. Ob darunter in früherer Zeit Gericht gehalten wurde, wie unter der Linde in Graisbach, ist nicht urkundlich nachzuweisen. Bekannt ist jedoch, dass sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein Podium in der Krone des Baums befand, auf dem an Festtagen getanzt wurde.
Die Linde ist ins Baumarchiv der „National bedeutenden Bäume“ aufgenommen, das von Ludwig und Stefan Kühn aus Gießen erarbeitet wurde.

 Analyse: Baum wahrscheinlich über 1100 Jahre alt
Bedeutung: hier wurde - so wird angenommen - einst Gericht gehalten, daneben diente die Linde als Tanzbaum

 Kulturlandschaftlicher Wert: hoch

Die Linde ist gelistet im:
  Deutschen Baumarchiv von Uwe und Stefan Kühn, Ettlingen bzw. Gießen seit 2006 www.deutschesbaumarchiv.de und www.baum-natur.eu
Liste markanter und alter Baumexemplare

Literaturhinweis: 
Schön, Kathrin:  Historische Kulturlandschaft im Nördlinger Ries - LfU-Bayern