„Schwarzföhre bei der Alten Bastei“" (ND-07300)
Lage: Außerhalb des Nördlinger Stadtmauer im Stadtgraben (Frickhinger Anlagen) bei der "Alten Bastei".
GPS-Ortung: N:
48°50'52"´; E: 10°29'24"; Höhe: 441m ü. NN
Aufgenommen: April 2019
Eigentümer: Stadt
Nördlingen
Schutzstatus: Naturdenkmal -
Baum (ND-)
Schwarzkiefer - Pinus nigra
Alter Stadtbaum, mindestens 170 Jahre alt und mittlerweile mit
einem imposanten Stamm von gut 330 cm Umfang prägt die majestätische
Schwarzkiefer in Nördlingen das Bild nahe der Alten Bastei an der historischen
Stadtmauer. 1976 wurde sie gemäß Bayerischem Naturschutzgesetz unter Naturschutz
gestellt.
Alte Stadtbäume haben eine wichtige ökologische Bedeutung für
Mensch und Tier. Die antibiotisch wirkenden Substanzen (Phytonzide), die sie an
die Luft abgeben, stärken das menschliche Immunsystem. Ihre Blätter bzw. Nadeln
agieren als effektive Luftreinigungsfilter. Vögel (Höhlenbrüter) und Kleinsäuger
(Fledermäuse, Bilche) finden in den Höhlen des Stammes und im reich verzweigten
Geäst ideale Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten.
Schwarzklefern (auch
Schwarzföhren genannt) waren ursprünglich in Teilen Afrikas, In Süd- und
Südosteuropa bis hin nach Niederösterreich beheimatet. Hierzulande pflanzte man
sie als Park- bzw. Stadtbaum. Ihre kraftvoll nach unten strebende Pfahlwurzel
gewährleistet einen stabilen Stand. Die Familie der Kleferngewächse (Kiefern,
Tannen, Fichten, Lärchen) gab es bereits im Erdzeitalter des Jura vor ca. 145
bis 200 Mio. Jahren. Zur Gattung der Kiefern gehören neben der Schwarzkiefer (P.
nigra) auch die Waldkiefer (P sylvestris), die Bergkiefer (P mugo) und die
Zirbelkiefer (P cembra).
Den Nutzen der Kiefer kannte schon die Medizin des
Altertums. Heute werden die wohltuenden Inhaltsstoffe über die Medizin,
Zahnheilkunde und Homöopathie hinaus im Wellnessbereich und zur Herstellung von
Salben bzw. Tees verwendet. Bei den alten Christen im östlichen Europa galt die
Kiefer als Symbol der Auferstehung. Eine Legende besagte, die Nägel am Kreuz
Christi seien aus Kiefernholz gewesen. In China stehen Kiefern bis in die
heutige Zeit für Beharrlichkeit, Selbstdisziplin, eine glückliche Ehe und ein
langes Leben.
Die Schwarzföhre -
austrian pine
Üblicherweise ist über die Schwarzföhre
(Schwarzkiefer) nicht viel bekannt, außer, dass sie sehr schwer und sehr
harzreich ist. Dabei wird sie auch als berühmteste Baumart Österreichs
bezeichnet und das aus zwei Gründen: Sie wurde in Österreich erstmals botanisch
richtig beschrieben und Samen aus Österreich wurden in die ganze Welt zur
Aufforstung von Karst- und Dünenflächen verwendet, sodass sie international auch
als austrian pine - österreichische Föhre - bezeichnet wird.
Pecherei
war für viele Menschen Wirtschaftsgrundlage. Die Hauptbedeutung hat sie ihrem
Harzreichtum zu verdanken. Die Pecherei war im südlichen Niederösterreich der
Broterwerb für Generationen von Pechern, Waldbesitzern und Menschen, die diese
Produkte zu Rohstoffen für die Papier-, Lack- und chemische Industrie weiter
verarbeiteten. Die Schwarzföhren wurden dazu angeharzt, das heißt die Borke bis
auf das Holz entfernt und so der Harzfluss angeregt. Das ausfließende Pech wurde
zuerst in Eintiefungen am Fuße des Baumes, später in eigenen "Haferln"
aufgefangen. Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts kam aufgrund von
billigen Importen und der synthetischen Erzeugung von Konkurrenzprodukten das
Aus für diesen Wirtschaftszweig. Lediglich die Eigenschaft, dass sich durch den
hohen Harzgehalt Löcher im Holz, die zum Beispiel auf Bühnen durch das häufige
Montieren und Entfernen der Kulissen entstehen, rasch wieder schließen, sicherte
der Schwarzföhre die Verwendung als Bühnenboden. Das war natürlich für eine
geregelte Holzverwendung zu wenig.
Beschreibung:
Der
Baum insgesamt ist in schlechtem Zustand, viele Zweige sind bereits ohne Nadeln.
Alter Efeu umschließt den Stamm bis zu einer Höhe von ca. 12 m. Das Alter wird
auf min.170 Jahre geschätzt. Der Brusthöhenumfang (BHU-Wert)
beträgt 3,30 m. Die Föhre
weicht im Stammwuchs dem japanischen Schnurbaum, der nahe an der Basteimauer
steht gegen SW aus.
Geschichtliches zum
Standort:
Die Alte Bastei
Ein von
Kirchenbaumeister Nikolaus Eseler errichteter Vorgängerbau ist in das Jahr 1449
zu datieren. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das heute erhaltene Bauwerk durch
Caspar Walberger errichtet. 1554 war die Alte Bastei als eine zweigeschossige
Kasemattenanlage fertig gestellt, wie die Bauinschrift 1554 CW dokumentiert.
Eine weitere Bauinschrift 1598 WW verweist auf den Ausbau der Bastei durch
Wolfgang Walberger. Die Stadtbefestigung musste hier besonders verstärkt werden,
da Angriffe auf die Stadt vom nahe gelegenen Galgenberg aus besonders gefährlich
waren. Insgesamt konnte die Alte Bastei mit zehn Geschützen bestückt werden.
1839 aber wurden die Kasemattengewölbe abgetragen. In der Folgezeit nutzten
unter anderem die Glockengießer die Bastei. Seit den 1930er Jahren ist dem
Verein Alt Nördlingen die Alte Bastei als Freilichtbühne übertragen,
die jedes Jahr im Juli Tausende von Besuchern anlockt.
Frickhinger-Anlagen:
Die Schwarzföhre steht in den Frickhinger-Anlagen, im ehemaligen Stadtgraben
von Nördlingen, der zur stadtnahen Erholungszone gehört und als botanischer
Lehrpark gelten darf. Das Areal, etwa 17.100 m² umfassend, ist benannt nach dem
Nördlinger Apotheker und Wissenschaftler Hermann Adalbert Frickhinger
(1851–1940), der die Errichtung des Parks durch den Kauf von Grundstücken und
deren Schenkung an den Nördlinger Verschönerungsverein ermöglichte. In den
Anlagen befinden sich seltene fremdländische, als auch einheimische Gewächse und
Bäume wie z.B. Ginkgo, Sibirische Birke, Trompetenbaum, Geweihbaum, Kopfeiben.
In den Park sind integriert: ein Rosarium sowie mehrere zeitgenössische
Kunstwerke von Ernst Steinacker.