"Der Albuch", ST Schmähingen (ND-06636)
Lage: Von Nördlingen aus über Reimlingen nach Schmähingen, vorbei am dortigen Bad weiter in östlicher Richtung erklimmt man einen Jurarücken , den Albuch.
GPS-Ortung: N: 48°48'18"; E: 10°29'31"; Höhe: 544 m ü.
NN
Aufgenommen:
August 2004
Eigentümer: Stadt Nördlingen
Schutzstatus:
Naturdenkmal -
(ND-06636)
Der Albuch trägt außer Wacholderheiden auch einige Winterlinden. Im Flurbereinigungsverfahren wurden durch Triebwege die umliegenden Heiden verbunden und auch ausgelichtet, sowie einer regelmäßigen Weidenutzung zugeführt. Bei der Otto-Rehlen-Hütte (Hütte des Schwäbischen
Albvereins) befand sich eine beliebte Grillstelle, die im Sommer 2006 entfernt wurde (starke Freizeitnutzung mit
Verschmutzung und sogar Befahrung).
Albuch (Topographiepunkt) mit
Gedenkstein an die Schlacht von Nördlingen am 6. September 1634. Von der
Otto-Rehlen-Hütte verlaufen in mehreren Knicken nach rechts die damaligen
Schanzen. Die Schweden, unter den Generälen Gustav Graf Horn und Herzog Bernhard
von Weimar, stürmten vergeblich 13 mal gegen die Kaiserlichen
an.
Am 1.11. jeden Jahres wird zum Gedenken an diese Schlacht der Rieser Bußtag begangen.
Analyse:
Schlachtfeld von 1634 im Rahmen des 30jährigen Krieges, die Wacholderheide bestand wohl damals schon
Bedeutung: eine der folgenreichsten Schlachten des 30jährigen Krieges,
Wendepunkt: Die Siegesserie der Schweden wurde gebrochen, wertvoller; Trockenrasenhang ist entstanden
durch jahrhundertelange Wanderschäferei, hat sich als typische Wacholderheide ausgebildet
Kulturlandschaftlicher Wert: sehr hoch
Erhaltungszustand: sehr gut, sogar einige Reste von Schlachtverschanzungen sind noch erkennbar
Geschichte des
Albuch:
Nachdem ein kaiserliches
Heer unter dem Befehl von Ferdinand von Ungarn bis zum August 1634 Donauwörth
und Regensburg erobert hatte, unternahm Ferdinand einen Versuch, den Schweden
die Handelsstadt Nördlingen zu entreißen. Verstärkung erhielt er dabei durch ein
spanisches Heer, das von seinem Vetter Ferdinand von Spanien kommandiert wurde.
Die protestantischen Gegner der Habsburger wollten den Fall Nördlingens
unbedingt verhindern und führten ein Heer unter dem Befehl von Bernhard von
Sachsen-Weimar und Gustav Graf Horn gegen sie ins Feld. Bernhard und Graf Horn
verfügten zusammen über eine Truppe, die aus etwa 16.000 Infanteristen und 9.000
Reitern bestand. Das kaiserliche Aufgebot war jedoch mit 20.000 Fußsoldaten und
13.000 Reitern deutlich größer. Die kaiserlichen Truppen wurden durch ihre
kroatischen Späher frühzeitig über das Herannahen des protestantischen
Entsatzheeres informiert. Sie bezogen in einem hügeligen, bewaldeten Gelände
südwestlich von Nördlingen Stellung und hoben Feldbefestigungen aus. In der
Nacht auf den 6. September versuchten Bernhards Truppen, den so genannten
Albuch-Hügel gegenüber der kaiserlichen Schlachtlinie einzunehmen, was aber
vereitelt wurde. Die habsburgischen Soldaten gingen dazu über, sich auf diesem
Hügel zu verschanzen.
Die Schlacht begann am Morgen des 6. September mit einem Angriff der Protestanten auf den zuvor bereits umkämpften Hügel. Die dort postierten spanischen Soldaten wurden zurückgedrängt, doch explodierten mehrere von ihnen zurückgelassene Pulverfässer, was bei den Schweden für Verwirrung sorgte. Beim schnellen Gegenangriff der Spanier verloren die Protestanten den Hügel. Mehrere Stunden lang befahl Horn insgesamt dreizehn Sturmangriffe auf den Albuch-Hügel, die allesamt erfolglos blieben und zahlreiche Todesopfer forderten. Am Mittag waren Horns Truppen so geschwächt, dass er ihre Regruppierung hinter Bernhards Stellungen anordnete. Als sie sich deshalb zurückzogen, nutzte das habsburgische Heer diese Gelegenheit zu einem Großangriff. Bernhards Truppen wurden in die Flucht geschlagen und stießen dabei auf ihre schwedischen Verbündeten, wobei ein Chaos entstand. Horn und 2.500 weitere protestantische Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Während man auf kaiserlich-habsburgischer Seite etwa 2.000 Tote und Verletzte hinnehmen musste, waren es auf protestantischer Seite nahezu 8.000.
Nach dieser schweren Niederlage der Protestanten konnte Nördlingen problemlos von den kaiserlichen Truppen eingenommen werden. Die Schweden zogen sich komplett aus Süddeutschland zurück, nicht jedoch aus dem Reich. Viele zuvor mit den Schweden verbündete deutsche Fürsten suchten nach der Schlacht bei Nördlingen eine Annäherung an den Kaiser, was im Prager Frieden vom 30. Mai 1635 seinen Ausdruck fand. Letztlich veranlasste der Habsburger Sieg bei Nördlingen Frankreich an der Seite der nun geschwächten Schweden in den Dreißigjährigen Krieg einzugreifen. Mit dem Schwedisch-Französischen Krieg begann ab 1635 das blutigste Kapitel des Dreißigjährigen Krieges.
Für das Herzogtum Württemberg hatte die Niederlage der protestantischen Partei verheerende Folgen. Herzog Eberhard III. floh mit dem Hofstaat ins Exil nach Straßburg. Das Land war schutzlos den umherziehenden Soldaten ausgeliefert. Ganze Landstriche – besonders die Schwäbische Alb – wurden geplündert und verwüstet. Kaiser Ferdinand II. verschenkte große württembergische Gebiete an seine Verwandten und Günstlinge. Die Klöster wurden entsprechend dem Restitutionsedikt wieder mit Mönchen besetzt und rekatholisiert. Erst im Westfälischen Frieden wurde der Herzog von Württemberg wieder in all seine Rechte eingesetzt.
Literaturhinweis:
Lingel, Klaus: Führer durch das Ries, mit Rundgängen,
Wanderungen und Ausflügen, Konrad Theis Verlag Stuttgart,
1986.
Rüdel, G.:
Juraheiden im Ries, DRK Bd. I, 1976, S.158-159.
Schön,
Kathrin: Historische Kulturlandschaft im Nördlinger Ries -
LfU-Bayern