Lindenallee am Adlersberg, ST Herkheim (ND-06632)

Lage: Herkheim - Adlersberg. Am Jakobsweg (Wanderweg) gelegen, der von Nördlingen kommend nach Hürnheim und Christgarten führt.

GPS-Ortung:          N: 48°49'46"; E: 10°29'53"; Höhe: 484m ü. NN
Aufgenommen:      August 2004
Eigentümer:          
Schutzstatus:          Naturdenkmal - Baumgruppe (ND-06632)

Der Adlersberg liegt im Bereich der Kristallinschollen des inneren Rings im Ries-Krater. Über den nicht aufgeschlossenen Kristallingesteinen haben sich mächtige travertinartige Süßwasserkalke abgeschieden, die in mehreren kleinen ehemaligen Abbaustellen aufgeschlossen sind. Der Adlersberg bildet im Gelände eine markante Kuppe.

Der Höhenrücken des Adlerbergs gehört zur Marienhöhe. Diese markiert mit einigen anderen markanten Erhebungen (z. B. Wallersteiner Felsen, Wennenberg) den Inneren Kraterring des Rieses. Dieser Kristallinring zeichnet den primären Rieskrater nach, der etwa 12 km im Durchmesser und etwa 4,5 km tief war. Der Innere Kraterring setzt sich aus herausgehobenen, kristallinen Grundgebirgsgesteinen (z.B. Granit, Gneis, Amphibolit) zusammen, die von Karbonaten (Kalke und Dolomite) überkrustet sind. Diese Karbonatablagerungen entstanden im Kratersee in der so genannten postriesischen Phase. Bedingt durch sintflutartige Regenfälle bildete sich der Riessee. Die Sedimente wurden von vadosen, aufsteigenden Grundwässern gebildet. Es bildeten sich Seekalke, die am Adlersberg extrem fossilführend sind. Es handelt sich um die kleine Wasserschnecke Hydrobia trochulus und das Muschelkrebschen Strandesia risgoviensis. Dieses Fauneninventar deutet auf einen leicht erhöhten Salzgehalt des Seewassers hin. Die Fossilien liegen teilweise sogar Gesteinsbildend vor. Am Adlersberg ist heute kein Kristallin mehr aufgeschlossen. Bei geologischen Kartierungen wurde aber neben Kristallin auch Keupermaterial (sandige und tonige Ablagerungen des oberen Juras, ca. 200 Millionen Jahre alt) entdeckt. Die Keuperablagerungen liegen hier allochthon (Teil der Bunten Trümmermassen) vor.
Die ältere Geschichte des Riessees ist hauptsächlich durch die Forschungsbohrung Nördlingen 1973 dokumentiert. Sie repräsentiert einen mehrfachen Wechsel von Süß- und Salzwasserphasen für die Sedimente im Untergrund. Die jüngste Seegeschichte ist durch die Riesseekarbonate dokumentiert. Sie sind heute noch am Inneren Kraterring (Kristalliner Ring) wie am Adlerberg und am Äußeren Kraterrand aufgeschlossen. Sie belegen in dieser Phase der Seeentwicklung einen so genannten Sodasee (Natriumbikarbonat). Am Inneren Kraterring und am Äußeren Kraterrand entstanden Stotzen- bis trichterförmige „Algenriffe“, die neben „Travertinen" zu den bekanntesten Gesteinsbildungen des Riessees gehören.

rechts im Bild der Adlersberg, ebenfalls mit der für das Ries typischen Heidflora.

 ND-Schild und Jokobsmuschel

Seit über 100 Jahren beliebter Spazierweg mit hohem kulturlandschaftlichem Wert und mit sehr gutem Erhaltungszustand durch sehr gute Pflege (alle fünf Jahre Pflegeschnitt).

 

Die Lindenallee mit 2 Reihen Winterlinden am Adlersberg ist am 18. Februar 1914 vom Verschönerungsverein gepflanzt worden als Verbindung zwischen Altstadt und Marienhöhe. Die Allee besteht aus fast 60 Linden, bis zu 20 m Höhe, sie säumen den Pilgerweg der ein Stück im Schatten der Bäume verläuft.

Literaturhinweis:
John, L.: Heide und Wald - zwei ökologisch gegensätzliche Lebensräume unserer Heimat, DRK Bd. 1, Bd. II, 1978, S.168-172.
Matern, H.: Heiden-Felsen-Steinriegel, DRK Bd. XI, 1996, S.32-39.
Rüdel, G.: Juraheiden im Ries, DRK Bd. I, 1976, S.158-159.
Landesamt für Umwelt (LfU) Bayern; Kartierung Pösges / Barfeld 2007