Erzgruben im Meilenhart (ND-06558)

Lage: Die Reste der "Erzgruben" befinden sich im Wald zwischen Daiting, Natterholz und Blossernau. Leider sind sie teilweise sehr stark mit Unkraut und Buschwerk zugewachsen und deshalb schwer einsehbar.

GPS-Ortung   N: 48°47´49"; E: 10°55´17"; Höhe: 465 m ü. NN
Aufgenommen:   April 2004
Eigentümer:   Gmde. Daiting
Schutzstatus:   Naturdenkmal  (ND-06558) /Geotop-Nummer: 779G001

Bewertung des Geotops Stand:                 April 2020
Bedeutung Allgemein geowissenschaftlich:      bedeutend
Regionalgeologisch:                                               lokal bedeutend
Öffentlich:                                                                heimatkundlich/touristisch bedeutend
Erhaltungszustand:                                                gering beeinträchtigt
Geowissenschaftlicher Wert Einstufung*:         bedeutend
* mögliche Einstufungen sind: geringwertig, bedeutend, wertvoll, besonders wertvoll

Die grosse, verwachsene und weitgehend verstürzte Grube ist in Geologica Bavarica 77 als "Eichwald- und Natterholzgrube" angeführt. Es handelt sich um einen ehemaligen Abbau von bohnerzhaltigen Lehmen aus einer Karsthohlform. Am östlichen Talhang wohl kombiniert mit Plattenkalkabbau. Westlich der Strasse und im Bereich des neuen Steinbruchs liegen eher je eine trichterförmige Grube. Der Aufschluss liegt ca. 13 km östlich des Kraterrandes. Es handelt sich um eine ehemalige Bohnerzgrube, in der im Tagebau Eisenerz ausgebeutet wurde. Die Grube gehört zum ehemaligen Abbaugebiet „Meilenhart“, im dem neben der beschriebenen Louisengrube noch andere Abbaustellen vorhanden waren. Die Grube ist nur noch als lokale Boden- Depression zu erkennen und stark zugewachsen.

Bohnerzgruben  Oberflächennahe chemische Prozesse führten zur teilweisen Lösung der jurassischen Kalkgesteine. Dadurch bildete sich einer Anreicherung von eisenerzhaltigen Lehmen in Gesteinsspalten und Karstschlotten. Das Eisen lagerte sich krustenförmig um kleine Sandkörner oder Fossilreste ab. Die Eisenerze werden nach ihrer Form auch als Bohnerze bezeichnet. Im Wald zwischen Daiting, Natterholz und Blossenau trifft man auf trichterförmige Gruben, die teilweise zugewachsen sind. Es sind die Reste zahlreicher Erzgruben. 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam zu dem rein landwirtschafltichen Charakter des Dorfes das Erzgraben hinzu.  Es wurde hier im Tagebau Bohnerz gefördert, das im Berger Weiher oder in der Ussel gewaschen wurde. Das gewonnene Erz wurde mit Pferdefuhrwerken nach Obereichstätt gebracht und dort im Schmelzofen verhüttet. Diese Erzgruben waren der Ausgangspunkt für die Fossiliensuche in den freigelegten Plattenkalken.  

Im Jahre 1860 endete der Vertrag bezüglich des Erzgrabens zwischen Daiting und Obereichstätt. Der geringe Eisengehalt des Erzes (Bohnerz mit 25 % Fe-Gehalt), sowie die hohen Fuhrkosten, machten den Betrieb unrentabel. Heute zeugen noch einige tiefe Gruben im Wald zwischen Daiting, Natterholz und Blossenau von dieser "Bergbauzeit".

In unmittelbarer Umgebung der Erzgrube im Meilenhart befinden sich Felder mit hoher Bohnerzdichte, die Bohnharzkörner können noch heute leicht eingesammelt werden. Die Bildung der Bohnerzkörner erfolgte weitgehend im ausgehenden Alttertiär in oberflächennahen Karstwannen.

Klassische Fundstellen der Paläontologie: Fossilien aus dem Meilenhart in Daiting.
Wenn heute von Solnhofener Fossilien die Rede ist, denkt man in erster Linie an die Fundorte bei Solnhofen und Eichstätt, doch nur wenigen ist bekannt, dass Fossilienfunde in Daiting, nördlich von Donauwörth, den Weltruhm der Fossilienlagerstätte „Solnhofen“ begründeten.
Der erste publizierte Reptilienfund aus den Plattenkalken von Daiting war das Meereskrokodil 1817. Platte und Gegenplatte dieses Fossilfunds waren in der "Bohnerzgrube am Meulenhart“ bei Daiting geborgen worden. In den folgenden Jahren wurden in Daiting eine ganze Reihe Reptilfunde publiziert: Hochseekrokodil, Brückenechse, Langschwanzsaurier, Kurzschwanzsaurier und Krebse. Viele Wissenschaftler und Sammler, darunter S. Th. v. Soemmerring, G. Graf zu Münster, J. A. Wagner, H. von Mayer, G.A. Goldfuß, sowie der Landarzt Karl Haeberlein (1. Archaeopterixexemplar!), haben Grundsätzliches zum Aufstieg der Paläontologie durch Funde in Daiting und die Solnhofer Plattenkalke geleistet. Aus dem frühen 19. Jhdt. stammen auch die wichtigsten Präparationsmethoden der Zeit. Der Eigentümer einer umfangreichen Daitinger Sammlung war der königliche Landgerichtsarzt Dr. Schnitzer in Monheim.

Der Daitinger Archaeopteryx ist das wohl berühmteste Fossil aus dieser Gegend.
Mit dem Stillstand des Bohnerzabbaus Mitte des 19. Jhdts. sanken auch die Fossilienfundstellen in den Dornröschenschlaf, bis sie durch die Kartierung des Gemeindesteinbruchs von Prof. Bruno v. Freyberg (Erlangen) und Untersuchungen des Instituts f. Paläontologie und hist. 
Geologie in München 1964-66 wieder ins Bewusstsein gerückt wurden. Ein kundiger Steinbrecher und Sammler aus Langenaltheim W. Hänel und ein Berliner Hobbypaläontologe P. Ernst erschlossen weitere Stellen und lieferten bis 1988 vorzügliche Funde. Anfang der 90er Jahre des 20. Jhdts. wurde der letzte Aufschluss trotz der Unterschutzstellung (Geotop Nr. 779 A 010) von der Gemeinde zugefüllt.

Geologie:
Die Plattenkalke von Daiting werden den höheren Mörnsheimer Schichten angerechnet (Malm zeta 3 r nach Felsenfeldt 1962). Sie sind jünger als die Solnhofer Plattenkalke. Der Altersunterschied ist etwa 500.000 Jahre.

Literaturhinweis:
Tischlinger, Helmut: Die oberjurassischen Plattenkalke von Daiting. Klassische Fundstellen der Paläontologie, Bd.4, Goldschneck Vlg., 2001, S.139-151. 
Landesamt für Umwelt (LfU) Bayern