Felsenhöhle Hohlenstein (ND-06567)

Der Hohlenstein, eine stark verkarsteten Scholle aus Massenkalk. Sie gehört der Megablockzone am Rieskraterrand an. Weithin sichtbar ist der etwa 5 m breite und 3 m hohe Höhleneingang.

GPS-Ortung: N: 48°47'54"; E: 10°26'41"; Höhe: 580 m ü. NN
Aufgenommen: April 2004
Eigentümer: Vereinigte Wohltätigkeitsstiftungen Nördlingen
Schutzstatus: Naturdenkmal - Höhle (ND-06567)

                              Geotop-Nummer: 779H003

Bewertung des Geotops                                             Stand: April 2020
Bedeutung Allgemein geowissenschaftlich: gering bedeutend
Regionalgeologisch: lokal bedeutend
Öffentlich: heimatkundlich/touristisch bedeutend
Erhaltungszustand: nicht beeinträchtigt
Geowissenschaftlicher Wert Einstufung*: bedeutend

* mögliche Einstufungen sind: geringwertig, bedeutend, wertvoll, besonders wertvoll

Hohlenstein-Höhle im Stiftungswald Nördlingen

Eingangsbereich der Hohlenstein-Höhle

Beschreibung des Geotops
Kluft-/Tektonische Höhle
Massenkalk Oberjura
Kalkstein

Die Hohlensteinhöhle entstand durch Über- und nebeneinander stapeln von mehreren Weissjura Massenkalkblöcke, die aus dem Rieskrater herausgeschleudert wurden (allochthone Schollen). Leichtes erodierbares Gestein (Bunte Brekzie) wurde durch die Verwitterung entfernt und es entstand die Höhle. Nach dem 5 m breiten und 3 m hohen Eingang fällt die Höhle ca. 25 m steil ab und endet in einem kleinen saalähnlichen Raum.

Die Hohlensteinhöhle war, wie die Ofnethöhle (Holheim) und die Hexenküche (Lierheim) ein Ort für Kult und Magie, wie Funde von Ritzzeichnungen aus dem Jungpaläolithikum nachweisen. Der Hohlenstein ist als Wohnplatz seit der Jungsteinzeit nachgewiesen. Die Höhle selbst ist etwa 20 m tief. F. Birkner und E. Frickhinger entdeckten 1911/12 bei Ausgrabungen einer etwa 4 m mächtigen Schichtenfolge vorwiegend neolithische Scherben und Steingeräte, sowie Knochen verschiedenartiger Jagdtiere und Menschenknochen, welche als Überreste kannibalischer Mahlzeiten gedeutet wurden. Darunter fanden sich altsteinzeitliche Geräte (Klingenkratzer, Messerchen und Bohrer) und als Besonderheit eine allerdings zerbrochene Kalksteinplatte, die verschiedene Einritzungen aufwies. Forscher erkannten in dem Liniengewirr Frauengestalten, Kopf und Hufe eines Wildpferdes. Die Figuren sind gegen Ende der letzten Eiszeit, etwa 30.000 v. Chr., eingraviert worden. Die Darstellungen auf dieser Kalksteinplatte stellen eine Parallelität zu französischen Fundstellen her. 

Literaturhinweis:
Frei, H.: Der Hohlenstein im Ries - ein Wohnplatz der Steinzeitmenschen, Daniel, Heft 1, 1972.
Frei, H. Krahe, G.: Archäologische Wanderungen im Ries, Schwaben Bd. 2, (1972), S.1.
Pelzer, K.: Untersuchungen in der Höhle Hohlenstein bei Christgarten. Daniel Heft 1, (1972), S.3.
 Schön, Kathrin:  Historische Kulturlandschaft im Nördlinger Ries - LfU-Bayern