"Kalvarienberg“ (ND-06565)
Besonders markant hebt sich der Kalvarienberg in Wörnitzstein aus der Landschaft hervor. Der Felsen aus Weisjura-Massenkalk liegt acht Kilometer vom südöstlichen Kraterrand entfernt. Von oben bietet sich ein guter Ausblick über das Vorries und das Wörnitztal.
GPS-Ortung: 48° 43′ 53.65″ N, 10° 43′ 25.36″ E
; Höhe: 420 m ü. NN
Aufgenommen: Mai 2003
Eigentümer: Stadt
Donauwörth
Schutzstatus: Naturdenkmal (ND-06565)
Geotop-Nummer: 779R013
Bewertung des Geotops: Stand: August 2024
Das Geotop liegt am Geopark Ries-Lehrpfad Kalvarienberg Wörnitzstein und ist beschildert.
Bedeutung
Allgemein geowissenschaftlich: bedeutend
Regionalgeologisch: lokal bedeutend
Öffentlich: Exkursions-, Forschungs- und Lehrobjekt
Zustand und Häufigkeit
Erhaltungszustand: nicht beeinträchtigt
Geowissenschaftlicher Wert
Einstufung*: wertvoll
* mögliche Einstufungen sind: geringwertig, bedeutend, wertvoll, besonders wertvoll
Der Kalvarienberg in Wörnitzstein ist eine größere Kalkscholle, die beim Ries-Impakt aus dem Krater geschleudert und in den Bunten Trümmermassen etwa 20 km außerhalb des Kraters abgelagert wurde. Durch die bevorzugte Erosion der tonigen Gesteine der Bunten Brekzie wurde die härtere Kalkscholle herauspräpariert. Derartige Kalkhärtlinge sind typisch für das südliche Vorries und prägen hier die Landschaft.
Der Kalvarienberg mit seiner schmucken Kapelle sowie der Sendenberg gehören zur Trümmerlandschaft im südöstlichen Riesvorland. In den Aufschlüssen der Kalkschollen sind unterschiedliche Zerrüttungsgrade zu erkennen.
Das Naturdenkmal Kalvarienberg ist auch als Geotop gelistet und liegt in der Gebietskulisse des UNESCO Global Geopark Ries, das vor 15 Mio. Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. In den Aufschlüssen der Kalkschollen sind unterschiedliche Zerrüttungsgrade zu erkennen. Auf vier Infotafeln entlang des zugehörigen Lehrpfads werden der erhebliche Einfluss der Auswurfmassen auf die Umgestaltung der Landschaft sowie naturkundliche und besiedlungsgeschichtliche Besonderheiten erläutert.
Erhaben thront sie über Wörnitzstein: Die Kalvarienbergkapelle. Bereits von weitem ist die anmutige Kapelle auf der äußeren Felsnase des fränkischen Jura über dem linken Wörnitz-Ufer zu sehen.
Den Aufstieg zur Kapelle führt durch ein 1910 von Therese Kapfer gestiftetes Portal und ist gesäumt durch gemalte Stationsbilder des Leidens Christi auf gemauerten Pfeilern.
Durch das baorcke Portal, vorbei an den 1977 errichteten Stationen des Kreuzweges, erreicht man das hoch über der Wörnitz gelegene Kleinod. Die Kapelle wurde 1750 unter Abt Cölestin zu Kaisheim mit ovalem Grundriss erbaut. Besonders sehenswert sind der Alter mit Kreuzigungsgruppe und das von Gernhard Göz geschaffene Deckenbild, das die Schlüsselübergabe an Petrus zeigt.
Geschichte der Kalvarienberg-Kapelle
„Im Jahr 1669 unternahm der Kaisheimer Abt Benedikt Hein über Wörnitzstein nach Buggenhofen eine Wallfahrt zum Gnadenbild der Muttergottes. Starke Regengüsse erschwerten den Rückweg. Als der hohe Herr schließlich gegen Abend, vom westlich des Dorfes Wörnitzstein gelegenen Strohberg, auch in das Wörnitztal herniederschaute, war der Wörnitz-Fluß weit über seine Ufer getreten und das ganze Tal überschwemmt. Der Wörnitzsteiner Pfarrer riet dem Abt, im Pfarrhaus zu übernachten, doch der hohe Gast ließ sich nicht zurückhalten und wagte die gefährliche Durchquerung der reißenden Flute. Zum Dank für den glücklichen Ausgang des Wagnisses versprach er auf dem hohen Berge eine Kapelle zu erbauen.“
Um die Kapelle auf dem „hohen Berge“ zu erreichen durchschreitet man zunächst ein barockes Aufgangsportal und muss dann einen kleinen Aufstieg mit 99 Treppen in Kauf nehmen. Gestiftet wurde das Portal „von der ledigen Schwester Therese des einstmaligen Bauern Joseph Kapfer vom Reichertsweilerhof“, heißt es in der „Geschichte der Kalvarienberg-Kapelle“. Hinter dem Portal liegt der Kreuzweg, der 1977 entlang der Straße, die hinauf zur Kapelle führt, errichtet wurde. Den ersten Kreuzweg gab es dort aber bereits im Jahr 1754. Für jede Wörnitzsteiner Familie, sei es am Karfreitag bis zum Jahr 1933 traditionelle Verpflichtung gewesen, an den 14 Stationen des Kreuzweges zu beten. Die Kosten des neuen Kreuzweges beliefen sich 1977 auf 30.000 D-Mark. Elf Stationen wurden vom Bildhauer Stampfer aus Berg gefertigt. Die drei anderen sind das Werk des Steinmetz Adolf Reiner aus Buchdorf.
Das Kirchlein auf dem Felskegel, ist allerdings nicht die einfache Kapelle, die 1670 erbaut wurde. Ein Monogram-Stein bekundet den Bauherrn der Kirche und wann diese errichtet wurde. „C.A.Z.K.“ und die Zahl 1750 steht dort in Stein gemeißelt und erklärt jedem der hinaufgeht, dass Cölestin Abt zu Kaisheim den Neubau der Kapelle mit ovalem Grundriss veranlasste und diese 1750 fertiggestellt wurde. Abt Cölestin Meermoos war von 1739 bis 1771 der Abt des Zisterzienserkloster in Kaisheim. Der Erbauer der Kapelle war damals „Johann Georg Hitzelperger, einer der bekanntesten Rokoko-Baumeister Bayerisch-Schwabens“.
Die Kapelle beherbergt einen Altar mit Kreuzigungsgruppe aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, Statuen der Heiligen Walburga (1. Mai) und der Heiligen Ottilie (13. Dezember), ein imposante Deckengemälde das die Gründung der Kirche auf dem Felsen zeigt. Angefertigt wurde das Werk vom Maler Gottfried Bernhard Göz (auch Goez oder Götz), der auch das Rokoko-Deckengemälde im Festsaal von Schloss Leitheim angefertigt hat. Aber auch außerhalb der Kapelle gibt es einiges zu sehen. So eröffnet sich vom Felskegel aus ein wunderbarer Blick über das Wörnitztal. Am Südhang des Kalvarienbergs befindet sich eine Marien-Grotte aus Tropfsteinen erbaut.
Auch die Errichtung der Mariengrotte am Südhang des Kalvarienberges ist auf ein kleines Wunder zurückzuführen. Es geht um die Familiengeschichte einer Donauwörther Familie, deren 14-jähriger Sohn sich so schwer bei einem Sturz verletzte, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing. Während der schweren Zeit der Ungewissheit betete die Mutter oft in ihrem Heimatdorf Wörnitzstein und die Genesung ihres Sohnes. Und weil der Sohn tatsächlich bis auf eine Gehbehinderung wieder gesund wurde, ließ die Kaufmannsfamilie als Dank die Grotte erbauen.