Trassbruch an der Kapellstraße (ND-06555)
Das Steinbruchgelände ist rund einen Hektar groß und umfasst auch große Wasserflächen. Drei Tafeln erläutern Wissenswertes über Geologie, Biologie und Geschichte des Geotops.
Der Amerdinger Steinbruch (Trass war
hier schon vor 1837 bekannt) war ergiebiger als die Brüche an der Altenbürg
und in Aufhausen. Seit 1981 ist der Eigentümer der Landkreises
Donau-Ries.
GPS-Ortung: 48° 43′ 22″ N, 10° 29′ 20″ E; Höhe: 510 m ü. NN
Aufgenommen: April
2003
Eigentümer: LK Donau-Ries,
rekultiviert von Unt. Nat. Behörde
Schutzstatus: Naturdenkmal - Steinbruch
(ND-06555)
Geotop (Nr. 779A005)
Biotop-Nr. 7228-0006 (Alter Steinbruch südöstlich Amerdingen)
Bewertung des
Geotops Stand: März 2024
Bedeutung: Allgemein geowissenschaftlich: bedeutend
Bewertung des Geotops
Regionalgeologisch: überregional bedeutend; Öffentlich: Exkursions-, Forschungs- und Lehrobjekt
Erhaltungszustand: Rekultiviert durch die Untere Naturschutzbehörde LK Donau-Ries
Geowissenschaftlicher Wert*: wertvoll
* mögliche Einstufungen sind: geringwertig, bedeutend, wertvoll, besonders wertvoll.
Luftbild: Naturdenkmal und Geotop Steinbruch Amerdingen
Anfang des 20. Jahrhunderts war der Trassbruch im
Besitz der Firma „Deutsche Steinwerke, C. Vetter AG, Eltmann am Main“. Hier
wurde nach 1905 Suevit für Bauten in München abgebaut (nach Steinbruch
Altenbürg), welcher sehr harten und widerstandsfähigen Stein lieferte.
Der Transport nach Nördlingen erfolgte mit Pferdefuhrwerken durch
Ederheimer Bauern. Der Weg führte über Hohenaltheim – Balgheim – Heuweg bis
zur heutigen B 25 bei Großelfingen, dann auf dieser nach Nördlingen,
wo neben dem Bahnhof die Bearbeitung erfolgte. Per Zug ging dann
der Transport des Steins nach München.
Heute ist der Trassbruch von Laubgehölz stark verwachsen und
mit angestautem Wasser gefüllt. Da unter der Steinbruchsohle nur noch
4,50 m Suevit anstehen ist ein Abbau nicht mehr rentabel.
Nach der
Rekultivierung durch die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Donau-Ries
ist der Trassbruch unter Biotop-Nr. 7228-0006 (Alter Steinbruch südöstlich
Amerdingen) beschrieben.
Die Sohle der Grube besteht aus mehreren,
unterteilten bis zu 1 m tiefen Weihern mit großen Flachwasserbereichen, die mit
schwimmendem Laichkraut und Tausendblatt bewachsen sind. Im Verlandungsbereich
der Weiher sind kleine Röhrichtbereiche entstanden. Im Norden und Süden bestehen
weidenreiche Gehölzsäume (v.a. Silberweide), einige dieser Bäume sind
abgestorben oder besitzen einen erheblichen Anteil an Tot- und Altholz. Die
Weiher und die Altbäume bieten potentiell einer vielfältigen Vogelwelt
Nistgelegenheiten. Die Flachwasserbereiche der Weiher sind optimale
Voraussetzung für eine vielfältige Amphibien-(v.a.Gelbbauchunken) und
Libellenfauna.
Der ehemalige Steinbruch ist nur teilweise für Besucher erschlossen. Große Ruhezonen sind Rückzugsgebiete für die heimische Tierwelt in diesem geschützten Naturdenkmal. Respektieren Sie bitte diese Schutzzonen! An der der Amerdinger St.-Anna-Kapelle zugewandten Seite des Bruches, kann noch eine niedrige Felswand aus Suevit studiert werden. Hier stehen zwei Ausbildungsarten des Suevits an. Im Norden ist das Gestein dunkel und glasreich, im Süden rinnenartig eingetieft heller und glasarmer, dafür mit hohem Anteil an Deckgebirgskomponenten.
Analyse: wohl mindestens schon im 19.
Jahrhundert angelegt, 1905 bis 1919 intensiv
genutzt.
Bedeutung: diente als Suevitlieferant für Trasswerk
in Möttingen, auch nach München wurde
geliefert.
Kulturlandschaftlicher Wert: hoch
Erhaltungszustand:
Rekultivierung durch die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Donau-Ries
Pflege: gut
Wissenswertes:
Als
Baustein fand Kesseltaler Trass bereits im Spätmittelalter Verwendung. Nach dem
30jährigen Krieg wurde kaum noch Trass abgebaut. Dies änderte sich im 19. und
beginnenden 20. Jh., als beispielsweise die Festung Ulm, aber auch Gebäude in
Augsburg und sogar das Münchner Verkehrsministerium aus Kesseltaler Trassgestein
errichtet wurden. Allein die drei Steinbrüche Altenbürg, Aufhausen und
Amerdingen der Firma "Deutsche Steinwerke Vetter" umfassten eine Fläche von mehr
als zehn Hektar mit einem nutzbaren Felsvorrat von rund zwei Millionen
Kubikmetern. Beschäftigt waren in den drei Brüchen bis zu 120 Arbeiter. So
verwundert es nicht, dass in diesen Jahren in den Städten rund um das Kesseltal
die Idee aufkam, eine Eisenbahnlinie dorthin zu bauen.
Etwa um 1900 kam die
Idee auf, das Kesseltal durch eine Eisenbahnlinie zu erschließen, um die
Trass-Steinbrüche besonders im oberen Kesseltal besser industriell ausnutzen zu
können. Zunächst plante die Gemeinde Amerdingen in Zusammenarbeit mit der Stadt
Nördlingen im Jahre 1904 den Bau einer Eisenbahn von Amerdingen nach Nördlingen.
Dieser Plan, der noch durch eine Erweiterung von Amerdingen ins Donautal nach
Höchstädt ergänzt wurde, hatte zunächst durchaus eine Aussicht auf die
Verwirklichung, zumal auch der bayerische Verkehrsminister von Frauendorfer
diesem Projekt anfangs recht positiv gegenüberstand. Als jedoch die Stadt
Donauwörth ab dem Jahre 1906 ebenfalls eine Kesseltalbahn, jedoch ab Donauwörth
über Tapfheim und Bissingen nach Amerdingen, bauen wollte, entwickelte sich
rasch ein heftiger Streit vor allem zwischen Nördlingen und Donauwörth, in dem
wirtschaftliche Interessen die wichtigste Rolle spielten. Dieser Streit
personifizierte sich auch in den Hauptakteuren: auf Donauwörther Seite Ludwig
Auer, der Vorsitzende des dortigen Handels- und Gewerbegremiums, und auf
Nördlinger Seite der Bürgermeister Hofrat von Reiger, gleichzeitig Vorsitzender
des Nördlinger Eisenbahn-Komitees, sowie der Rieser Landtagsabgeordnete Dr.
Schmidt. Es folgten etliche Versammlungen in Amerdingen, Bissingen und
Diemantstein, eine wahre „Propaganda-Schlacht“ in den Zeitungen und eine
Vielzahl von Eingaben und Briefen an das Bayerische Verkehrsministerium. Die
Städte Lauingen, Dillingen und Höchstädt formulierten ihre Bedenken gegen die
Donauwörther Pläne in einem schriftlichen Protest vom 15. Mai 1907, den sie an
das Verkehrsministerium in München sandten. Relativ überraschend für viele
wollten die beiden Städte Donauwörth und Nördlingen ab dem Frühjahr 1910 in der
Kesseltalbahn-Frage gemeinsame Sache machen. Bestärkt wurden sie dabei dadurch,
dass die höchste Landesbehörde die Bauwürdigkeit einer neuen Bahn von Donauwörth
bis Amerdingen und von dort aus weiter nach Nördlingen anerkannte. Als jedoch
die entscheidende, die aus München angeordneten physikalisch-chemischen
Untersuchungen der Kesseltal-Trasses im Oktober 1911 negativ ausgefallen war,
schmolzen die Hoffnungen der Bahn-Befürworter rasch dahin. Zwar bemühte sich vor
allem Ludwig Auer auch weiterhin um eine Realisierung der Kesseltalbahn, doch
all sein Engagement war nicht mehr von Erfolg gekrönt.
Literaturhinweis:
FIS-Natur
Guth (1837): 59, 63
Hüttner & Schmidt-Kaler (1999): 58
Kavasch (2005): 61
Rüdel (1986): 87 – 90
Huber, Heinrich: Der schwäbische Traß und seine Entstehung. HF Nr.3
(1955).
Die Geschichte der Entdeckung von „Trass“ (heute als typisches
Riesgestein „Suevit“ bekannt) des Baumeisters der Ingolstädter
Festung;
Christian Keppeler, Von den Plänen und Erwartungen einer
Kesseltalbahn, in: Nordschwaben 3/1977, S. 25 f.
Helmut Herreiner,
Die Geschichte des Kesseltalbahn-Projektes
Günther Rüdel,
Kesseltaler Trass, in: Nordschwaben 2/1986, S. 84
Schön,
Kathrin: Historische Kulturlandschaft im Nördlinger Ries -
LfU-Bayern